Sie hatten doch recht

Ihr kennt sie vermutlich auch. All diese Menschen, die davon reden, dass es nicht darum geht, das große Glück zu finden, sondern dass es die kleinen Momente im Alltag sind, die zählen. Diese kleinen wundersamen Erlebnisse und Entdeckungen. Es sind die großen Gurus, die davon reden. Und es sind die einfachen Menschen, die darauf schwören. Aber wir hören das oft und gehen weiter. Nicken und wissen, dass sie irgendwo recht haben. Aber dennoch… wir wollen ja trotzdem das große Glück. Was auch immer das für jeden einzelnen bedeutet.

Ich habe gestern den jüngsten Sohn in die Schule begleitet. Er hatte dort seinen ersten Schnuppertag, bevor er ab September dann endlich endlich ENDLICH ein Schulkind ist. Er kann es kaum erwarten, seit einem Jahr schon würde er lieber in die Schule als in den Kindergarten gehen. Aber gestern, da war er aufgeregt und nervös. Dabei kennt er die Klasse, in der auch seine Schwester schon ist und sein Bruder schon war. Er kennt die Lehrerinnen und einige Kinder. Aber er war nervös und konnte nichts frühstücken. Diese leuchtenden Augen zu sehen, seine Hand in meiner zu spüren und dabei in mir die Tränen, die einfach aufsteigen, wenn solche bezaubernden Momente stattfinden. Das ist für mich ein Stück vom Glück. Da bin ich so sehr Mutter und Hüterin. Und ganz tief verbunden mit diesem Kind. Meinem Kind. Hinterher sein Stolz, seine Aufregung. Und die Vorfreude auf den Herbst. “Nur noch die Sommerferien, aber dann…”

Am Nachmittag ein Termin bei einem Orthopäden. Ein sehr netter und fröhlicher. Einer, der einem in die Augen schaut, wenn er mit dir redet. Der Witze macht und genau erklärt. Der Zuversicht versprüht und zwinkernd Sprüche zum Älterwerden macht. Ein Glück so eine Begegnung im Alltag.

Später mit Farben hantieren, Papier und Pinsel miteinander bekannt machen. Staunen, was entsteht, dem eigenen Tun folgen. Überrascht sein und abtauchen. Die Welt rundherum vergessen. So ein Glück.

Das jüngste Kind hat Schluckauf und muss lachen und mit jedem lachenden Schluckauf muss es mehr lachen und die Tränen vom Lachen laufen und wir haben längst vergessen, worüber wir ursprünglich gelacht haben.

Und dann abends Kichern und Lachen mit den großen Kindern. Kartenspiele auf dem Balkon. Gewinnen und verlieren. Und trotzdem laut lachen. Schaukeln in der Abendsonne. Himbeeren pflücken im Garten, während der Jüngste schon selig schläft. Die erste reife Gurke der Saison ernten und gleich vernaschen.

So viele kleine Momente. So viel kleines Glück. Nichts von all dem kann man festhalten. Es bleibt nur einen Moment. Den zu sehen, kurz zu halten und loszulassen. Das ist es doch, das große Glück, oder?

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