Als mir meine TCM Ärztin vor drei Jahren empfahl den Kaffee wegzulassen, dachte ich mir, ich mach das mal. Ich probier das mal aus, sie wird schon wissen, was sie sagt und was sie sagte, machte auch alles Sinn. Ich litt an einer ziemlichen Erschöpfung und der Kaffee stresste meinen Körper zusätzlich. Weil er den Körper eigentlich immer in einen Stresszustand versetzt bzw. ihm vortäuscht, dass da eine stressige Situation ist, worauf der Körper dank des Koffeins reagiert.
Der Entzug war die Hölle. Ich war ja schon erschöpft, aber das war wirklich das Schlimmste. Ich hab am Anfang dauernd Fieber gemessen, weil ich dachte, ich hätte eine Grippe. Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und komplette Energielosigkeit. Drei Tage hielten die Kopfschmerzen, nach 5 Tagen war der Spuk vorbei und ich war durch den Entzug durch. Nach 5 Wochen begann ich wieder Kaffee zu trinken.
Warum? Weil die Entscheidung auf Kaffee zu verzichten nicht meine war. Mir wurde dazu geraten. Ich verstand die Argumente, aber ich habe nicht von mir aus gesagt: “So, das mit dem Kaffee lasse ich jetzt.”
Jetzt, drei Jahre später habe ich diese Entscheidung für mich selbst getroffen. Nachdem ich dem Alkohol abgesagt habe, sollte nun der Kaffee folgen. Ich wollte meinen Körper frei von Giften halten. Zumindest von den Giften, die ich ihm selbst dauernd bewusst zufügte. Ich bin ständig müde und erschöpft vom Alltag und vom Leben, warum stresse ich meinen Körper dann noch so sehr? Warum tue ich mir so etwas an? Außerdem wollte ich wieder in meine eigene Energie finden. Volle Kanne leben. Aber im Einklang mit meinem Körper und mir selbst und nicht mit Gewohnheiten aus den letzten Jahrzehnten, die mir in Wahrheit überhaupt nicht gut tun.
Letzte Woche kam die Entscheidung hauruck. Am Mittwoch trank ich spontan keinen Kaffee mehr. Mittags saß ich im Büro und dachte, ich würde jeden Moment vom Stuhl fallen. Ich hatte das offensichtlich nicht durchdacht. Koffeinentzug muss man gut planen. Und ich wusste in dem Moment: Entweder ich trinke jetzt Kaffee, oder ich schlafe auf der Stelle ein und die Kinder bleiben in Kindergarten und Schule. Also trank ich einen Kaffee und verschob den Entzug aufs Wochenende.
Samstag war der erste Tag ohne. Kaum Kopfweg, müde sowieso, weil die Nacht zuvor 6 zusätzliche Kinder hier geschlafen haben. Also alles okay und ich konnte mich ja jederzeit ausruhen. Ich dachte schon: das wird ein milder Entzug. Nix da. Sonntag kam und mit ihm noch schlimmere Müdigkeit und Kopfweh aus der Hölle. Dazu eine Wolke um meinen Kopf, die mich nicht klar denken ließ. Noch bevor ich Zähneputzen konnte, warf ich mir die erste Ibuprofen ein. Das Kind erkrankte derweil an Corona und schlief mit hohem Fieber den ganzen Tag. Ich war dankbar, denn so konnte ich ebenfalls viel schlafen. Montag immernoch Müdigkeit und Kopfweh. Wieder half ich mir mit Ibuprofen über den Tag. Mit Coronakind im Homeoffice musste ich zumindest nicht viele Wege erledigen und konnte mich ausruhen, wann immer nötig. Am Dienstag war ich arg frustriert. Ich hatte wirklich auf Besserung gehofft, aber ich war unfassbar müde. Wieder! Ich gebe zu, ich war kurz davor mir einen Kaffee zu kochen. Aber ich hatte ja schon 3 harte Tage geschafft, ich konnte jetzt nicht aufgeben.
Zu alldem kam auch Verstopfung und Trägheit im System. Alles schien auf Schlafmodus. Es ist verrückt, wie der Kaffee den Körper am Leben hält. Künstlich nur. Denn heute, an Tag 5, bin ich plötzlich hellwach. Ganz ohne Kaffee habe ich kein Kopfweh mehr und muss mich auch nicht mehr so viel ausruhen. Ich kann wieder klar denken und fühle mich viel frischer. Ich kann sagen: Es ist geschafft!
Der Kaffee selbst fehlt mir gar nicht. Er hat mir schon lange nicht mehr geschmeckt, das merkte ich schon, aber diese Gewohnheit abzustellen war schwer in den Kopf zu bekommen. Kaffee und Alkohol gehören in unserer Gesellschaft zum Sozialleben dazu.
Ich bin bisher allerdings sehr glücklich damit mich ausschließlich von Wasser zu ernähren. Neben Essen natürlich. Aber als Getränk wähle ich nur Wasser derzeit und das ist rein und allein meine Wahl. Ich kann damit jetzt niemanden überzeugen das auch zu tun, das will ich auch gar nicht. Ich weiß, dass das Entscheidungen sind, die jede und jeder für sich trifft und das ist gut so. Das gilt natürlich auch für alle anderen Entscheidungen im Leben. So oft wollen wir uns gegenseitig von etwas überzeugen, andere überreden an das zu glauben, das zu verstehen, was wir wissen und für richtig halten. Aber so funktioniert das Leben nicht. Wir haben jeden Tag nur eine Wahl und das ist unsere ganz eigene Wahl.
Natürlich können wir uns inspirieren lassen oder auch ermutigen. Deshalb blogge ich ja letztendlich. Aber wir dürfen nie von der anderen Seite sofortigen Zuspruch und ebensolche Handlung erwarten. Vielleicht würde uns das viel Ärger da draußen ersparen, wenn wir diese Erwartungshaltung abstellen und uns einfach überlegen, was wir wollen und was uns wichtig ist. Und den Rest den anderen Menschen selbst überlassen. Damit jede und jeder eine Wahl hat. Ihre. Seine. Die ganz eigene.