Tag 7 – Sonntag :: Einstein Time

Heute habe ich so ziemlich nach dem Prinzip von Einstein Time gelebt. zumindest so, wie ich es verstehe. Aber dazu muss ich wohl erstmal ein bisschen ausholen.

Im Moment lese ich das Buch “The Big Leap” von Gay Hendricks wieder. Ich habe es schon einmal durchgelesen und nun gehe ich es noch einmal in Ruhe durch. Es ist zweifellos eines der inspirierendsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe zum Thema Selbstentwicklung. Eigentlich geht es in dem Buch darum, dass wir endlich “the big leap” in unsere “Zone of Genius” schaffen. Also endlich das herausfinden, was es ist, was wir wirklich machen wollen, was uns erfüllt, worin wir nicht nur gut sind, sondern was uns belebt und was wir von früh bis spät machen würden, wenn es keine anderen Aufgaben im Leben gäbe. Aber dazu will ich im Moment gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Viel mehr geht es mir heute darum auf das Prinzip der Einstein Time einzugehen. Es ist eines der Kapitel in dem Buch und, so wie ich es jetzt verstehe, ein sehr wesentliches.

Was ist aber Einstein Time? Hendricks zitiert dafür das berühmte Zitat von Einstein:

A minute sitting on a hot stove feels like an hour and an hour spent with your beloved feels like a minute.

Albert Einstein

Wir kennen das alle. eine Mathestunde konnte sich damals anfühlen wie 4 Stunden. Aber die Pausen vergingen wie im Flug. Auch im Büroalltag erleben wir das und sowieso rund um die Uhr im Leben. Zeit mit Freunden, mit den Liebsten rast dahin. Aber wenn wir auf die U-Bahn warten und kalte Füße haben, ziehen sich die Minuten.

Anstatt uns aber als Opfer des Konzepts “Zeit” zu sehen und unaufhörlich darüber zu schimpfen, dass wir nie genug Zeit haben für die schönen Dinge im Leben, dass wir permanent gestresst sind und die Zeit so sehr rast, sollten wir Herr und Herrin über unsere Zeit werden. Anstatt uns Zeit für etwas zu nehmen, als gäbe es da einen vorgegebenen Haufen, machen wir uns Zeit für die Dinge, die wir tun wollen. Und so werden wir feststellen, dass wir viel mehr Zeit haben, als wir glauben und vor allem die Dinge, die wir tun, viel effizienter tun. Blablubb.

Was ich darunter verstehe, und das ist wirklich nur das, was ich verstehe ist, dass wir einfach aufhören dürfen uns zu beklagen und die Dinge tun sollten, die wir ewig vor uns herschieben. Prokrastinieren ist ein großartiges Stichwort. Aber auch das Abhängen auf sozialen Netzwerken, surfen im Internet sind hervorragende Zeitfresser. Diese Zeit gehört uns, wir nutzen sie nur nicht. Und am Ende des Tages sind wir unzufrieden. Viele haben auch tatsächlich einen vollgestopften Alltag, ich beklage mich selbst oft darüber. Aber in Wahrheit gibt es auch viele Momente, die ich mit Dingen fülle, die sinnlos sind anstatt Dinge zu tun, die ich tun will.

Gleichzeitig gibt es natürlich Dinge, die wir tun müssen, auch wenn sie uns nicht erfreuen. Wenn wir diese tun, ohne uns dabei zu stressen oder ständig zu sagen: “Ich will das nicht tun, ich hab da jetzt sowas von kein Bock drauf.” sondern einfach eintauchen und sie tun, dann sind sie oft schneller erledigt und wir haben wieder Zeit für die schönen Dinge.

An meinen kinderfreien Wochenenden habe ich das Prinzip von Einstein Time bereits höchst perfektioniert. Ich gebe mich dann völlig meinem eigenen Flow hin. Ich beginne den Tag mit dem, was mir gerade wichtig ist. Und tue dann immer nur das, was intuitiv in mir ruft. Und dabei schaffe ich unglaublich viel. Ich schaue fast nie auf die Uhr, nur an Tagen, wo ich noch einkaufen will, dass ich das schaffe, bevor die Geschäfte schließen. Ich gehe nicht gern einkaufen, aber ich weiß, dass ich es tun muss. Dann warte ich den Moment ab, an dem ich merke: “Okay, jetzt mach ich das einfach.” und dann gehe ich los. Ich quäle mich nicht ewig mit Gedanken wie “ach ich muss noch einkaufen.” sondern irgendwann mache ich es einfach, lege mir Musik auf meine Kopfhörer und gehe los.

An diesen Tagen bin ich erstaunt, wie viel ich in all der Zeit schaffe. Und wie erfüllt ich mich am Abend fühle, weil ich die Dinge auch viel intensiver erlebt habe, weil ich viel mehr bei der Sache war und nicht überlegt habe, ob das jetzt sinnvoll ist oder das richtige in dem Moment. Es ist dabei völlig egal, was ich tue. Ich mache mir keine Pläne und keine To Do Listen und nehme mir nichts konkret vor außer vielleicht Treffen mit Freunden. Alles andere überlasse ich meinem inneren Flow und das fühlt sich unglaublich gut an. Natürlich habe ich generelle To Do Listen und aus denen wähle ich intuitiv und stressfrei aus, was ich machen will. Ich bin die Herrin über meine Zeit. Ich stresse mich dann bei den Dingen, die ich tue wie malen, schreiben, kochen, aufräumen, lesen oder auch einfach nur Serien schauen nicht, was ich noch alles schaffen will. Ich akzeptiere alles, was ich tue als in dem Moment wichtig und mache mich nicht verrückt, was ich noch alles tun wollen würde. Der ganze Tag fühlt sich dann an wie ein einziger Flowzustand.

Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, habe ich das Konzept nicht ganz verstanden und in mir regte sich auch Widerstand dagegen. Natürlich. Unser Gehirn mag all das, was bekannt ist und scheut sich vor Neuem, vor allem, wenn es alte Glaubenssätze in Frage stellt. Zum Beispiel meinen, der da sagt, dass ich nie genug Zeit habe für die Dinge, die ich tun will. Das ist einfach nicht war. Ich mache mir einfach diese Zeit nicht, ich nehme sie mir nicht und ich nutze meine Zeit nicht immer sinnvoll. Aber an diesen kinderfreien Tagen tue ich das und es macht mich richtig glücklich. Und jetzt will ich gern dieses Konzept so weiter verinnerlichen, dass ich es auch schaffe, wenn die Kinder hier sind. Denn mittlerweile sind sie alt genug, dass sie verstehen, wenn ich etwas zu tun habe und manches noch fertig machen will.

Heute habe ich dadurch den Balkon aufgeräumt, Morgenseiten geschrieben, ein gutes Frühstück gekocht, zwei Wochenimpulse meiner LTC Ausbildung nachgehört, die dritte LTC Prüfung gemacht (und endlich geschafft), meine Kraftübungen gemacht, meditiert, gelesen, Mittagessen gekocht, auf dem Balkon im Hängesessel gedöst, gemalt, Big Bang Theory geschaut und jetzt diesen Blogartikel geschrieben. Und vor mir liegt noch immer ein langer Abend, den ich füllen kann, wie ich will (vermutlich Hochbeet gießen und ernten, malen und dann lesen).

Spannend wird es morgen, wenn ich ins Büro gehe, aber da ich keine geregelten Arbeitszeiten habe, bin ich ja auch hier sehr frei. Natürlich will ich nicht erst zum Mittag im Büro sein, weil mir das den Tag raubt, aber ich werde auch nicht morgens dort hin hetzen. Ich lasse das Gefühl des Gestresstseins los. Wir stressen uns nämlich oft auch selbst sehr.

Und vielleicht habt ihr das auch schon mal erlebt, dass ihr gestresst irgendwo hin wolltet und dann beschlossen habt, dass es eh schon egal ist, weil ihr vermutlich eh zu spät seid und dann seid ihr völlig pünktlich oder sogar früher angekommen. Das ist das Prinzip von Einstein Time. Und natürlich auch das genießen des Moments, völlig präsent sein in dem, was wir tun und nicht mehrere Dinge gleichzeitig tun.

Mir hilft gerade sehr dabei, dass ich nicht alles, was ich tue, auf Instagram poste, wie ich das sonst so oft gemacht habe. Ich twittere auch nichts und habe dadurch unglaublich viel mehr Zeit und bin viel mehr bei den Dingen, die ich tue. Tauche ein ins Tun und lasse mich treiben. Ein großartiges Gefühl!

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