Tag 11 – Donnerstag :: Ich bin reich

Es ist nicht so, dass ich jubeln würde, wenn der Wecker klingelt, aber nach dem 3. oder 4. Drücken des Snooze buttons stehe ich auf und gehe automatisch ins Bad. Mit der elektrischen Zahnbürste, die mir morgens ein wenig zu laut ins Ohr summt, putze ich mir die Zähne. Ein wenig wacher als zuvor steige ich in die Dusche. Erst warm, mit kaltem Wasser beende ich das Duschen und dann fühle ich mich gleich dreimal besser als zuvor.

An normalen Wochentagen ziehe ich dann die schicken Metalldosen der Kinder aus ihren Rucksäcken und befülle sie mit neuen Broten und Obst. Dann wecke ich die Nasen und wir frühstücken oder plaudern. Manchmal essen sie was, manchmal nicht. Am Wochenende gibts gern mal Pancakes oder French Toast. Da essen meistens alle mit.

Ob ich mit dem Fahrrad ins Büro fahre oder mit dem Bus, kann ich mir aussuchen. Die Kinder wählen zwischen Fahrrad, Roller oder Lastenrad für ihren Schulweg.
Im Büro packe ich das Macbook aus und beginne zu arbeiten. Ich futtere nebenher meinen Haferbrei mit Obst, zum Mittag Reste vom Abendessen oder irgendwas vom Bäcker. Am Nachmittag düse ich die Kinder holen, kaufe ein, wir fahren heim und haben es gemütlich. Die Kinder spielen daheim oder mit ihren Freund*innen. Ich räume in der Wohnung herum, lese, sitze am Balkon, putze und koche uns abends etwas zu essen. Manchmal male ich oder wir malen alle. Wenn ich kinderfrei habe, mache ich all das langsamer, in meiner Zeit, in meinem Tempo und koche Dinge, die die Kinder nicht so mögen. Ich treffe Freunde, wir plaudern und lachen.
Mit den Kindern schaue ich abends Serien auf Netflix, lesen noch ein bisschen, kichern viel und erzählen uns von unserem Tag. Irgendwann sind wir alle müde.

Es scheint manchmal so wenig, immer gleich, diese Tage, keine Aufregung, nichts Besonderes. Aber eigentlich ist in all dem jeder Tag anders und ich gebe mich jedem Tag neu hin. Surfe auf den Wellen des Alltags, manchmal falle ich vom Brett und werde von Wassermassen begraben, dann brauche ich eine Weile, bis ich wieder auftauche und Luft bekomme. Aber irgendwie komme ich immer wieder hoch.

Viel schöner aber ist, dass ich in all dem feststellen darf, dass ich alles habe. Wir haben alles. Alles, was wir brauchen. Gutes Essen, eine schöne Wohnung, die neueste Technik, warmes Wasser, genug Geld für “Ich brauch neue Fußballschuhe” hier und “Oh die Hosen sind schon wieder zu kurz” da. Es gibt mal Süßigkeiten und Eis. Am Wochenende einen Film auf der Leinwand mit Beamer, dazu Popcorn und Chips. Ins Kino gehen wir auch gern oder Baden im Sommer. Vor allem lachen wir viel. Und kuscheln. Wir haben es schön.

Wir haben alles, was wir brauchen. Ich habe alles und so viel mehr. Ich bin so unfassbar reich. Und unendlich dankbar dafür.

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