Tag 17 – Mittwoch :: Psychologin Dr. Mama

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Heute hatte die Tochter mal wieder einen emotionalen Einbruch. Das kommt vor. Manchmal ist es ein Zusammenkommen von vielen kleinen Dingen. Manchmal ist es eine große Sache. Manchmal weiß ich es nicht so genau und ich bin mir sicher manchmal weiß auch sie das nicht so genau.

Es ist nicht immer leicht dann entsprechend zu reagieren. Was braucht sie? Was tut ihr jetzt gut? Was hilft ihr? Gilt ja nicht nur für sie, gilt auch für die anderen beiden. Aber bei ihr sind die ausgeprägter, häufiger.

Heute also wieder einmal. Ich weiß gar nicht mehr so genau, was es war. Es ging auch ganz schnell und plötzlich lag sie weinend auf dem Bett. Dann klingelte noch DPD und das war wohl alles zu viel, dass sie denen die Tür öffnen sollte. Es gibt so Tage, zum Glück kann ich das nachempfinden. Und dann ist sie aufgelöst und schluchzt und ich frage, was sie hat und sei sagt plötzlich: Meine Gedanken sind so wuckiwucki. Und ich muss ein bisschen lächeln, weil ich auch das gut verstehe und ich froh bin, dass sie überhaupt etwas sagen kann.

Und dann ist da der Moment, an dem man so gern hilfreich sein will. Die Tränen auslöschen, sie trösten und aufrichten, zum Lachen bringen und alles wieder gut und heil haben. Aber so ist das Leben nicht und das geht nicht so einfach. Also verharre ich eine Weile und überlege, was sie jetzt brauchen könnte. Streichle weiter ihre Haare, wische Tränen aus ihrem Gesicht.

“Magst du versuchen deine wirren Gedanken mal aufzumalen?”, frage ich. Sie zuckt mit den Schultern und ich komme mir ein bisschen psychologisch doof vor. Also sage ich erstmal nix. Dann versuche ich ihr zu erklären, dass das normal ist, dass ich das kenne. Damit sie nicht glaubt mit ihr würde was nicht stimmen. Hauptsächlich, weil ich oft glaubte, mit mir stimmt was nicht, wenn es mir so ging. Und dann kommt ein zaghaftes: “Mama?” und ich bin ganz da. “Ja?” Sie richtet sich auf: “Wie kann man Gedanken aufmalen?” Und das weiß ich natürlich auch nicht so genau, aber ich improvisiere und sage: “Einfach drauflos malen, schauen, was so kommt. Nix spezielles.” Und langsam beruhigt sie sich. Eine Weile bin ich noch bei ihr, dann lasse ich sie und weiß, dass sie tun wird, was sie für richtig hält.

Kurze Zeit später sitzt sie auf dem Sofa mit einem Malblock auf dem Schoß und zeichnet.

Und dann zeigt sie mir ihr Bild. Es ist chaotisch, so wie man sich das vorstellt. Viele Striche kreuz und quer und dazwischen Worte und Sätze. All die Dinge, die sie beschäftigen. Manches weiß und kenne ich. Manches ist mir komplett neu und überrascht mich. Und dass dort groß das Wort Umweltschutz steht, zerreißt mir ein bisschen das Herz. Ich nehme sie in die Arme, spreche die Punkte an und sie weint noch einmal viel. Es ist jetzt anders, weil ich klar weiß, was sie beschäftigt. Und auch sie fühlt sich in ihrem Weinen stärker an. Und kurz darauf ist alles vorbei.

Sie ist wieder fröhlich. Sie lacht wieder. Sie spielt und es herrscht wieder Harmonie zwischen ihr und ihrem Bruder. Plötzlich ist das wieder ein ganz normaler Ferientag. Und ich denke ich bin wieder ein Stück näher an meinem Psychologiediplom dran. Und ganz vielleicht werde ich das nächste Mal, wenn meine Gedanken völlig wucki sind, auch alles aufmalen.

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