Heute war ich allein im Freibad. Bin allein meine Bahnen geschwommen und dann wieder nach Hause gefahren. Es war schön, es war genau das, was ich wollte. Aber es hat mich dazu gebracht über das Alleinsein nachzudenken.
Eigentlich war ich immer schon allein. Natürlich nicht ganz ganz allein. Aber als Kind habe ich mir schwer getan damit Freunde zu finden. Habe immer viel allein gespielt. Im Garten meiner Oma zum Beispiel. Ich habe mich nicht getraut zu dem Mädchen am Ende der Straße zu gehen, weil ich Angst hatte, dass sie nicht mit mir spielen wollen würden. Dass sie denken würde, dass ich komisch sei. Es war nichts an mir komisch, nur diese Gedanken, die ich mir selbst zurechtdrehte. Damit habe ich die Menschen immer auf Distanz gehalten. Denn wenn man hinaus geht in die Welt in dem Glauben, dass man komisch sei, dann trägt man das auch vor sich her. Und dann bestätigen die Menschen einem das, indem sie denken, man würde sich von ihnen distanzieren. Habe ich gar nicht gewollt und doch gemacht.
Das habe ich alles erst vor ein paar Jahren erfahren. Früher war ich viel allein. Natürlich hatte ich Freundinnen. Vereinzelt. Nie diesen großen Freundeskreis, aber gute Freundinnen. Und auch Freunde. Damals. Aus Mädchen wurden Frauen. Männer konnte ich nie als Freunde halten, weil das Ding mit Mann und Frau… Das stand immer im Weg. Leider. Ich hätte gern auch männliche Freunde. Kann ja noch werden.
Ich war immer ein bisschen eine Einzelgängerin. Habe gern getan, was ich für richtig hielt und wollte nie, dass mich jemand davon abhält. Auch nicht meine Freunde. Wenn in meinem Kopf etwas los war, dann ging ich dafür. Bis nach Schottland. Erstaunlich, dass ich es wagte das Land zu verlassen, all meine Freunde (nun, die handvoll) hinter mir. Und komplett neu und fremd begann. Aber ich liebte dieses Abenteuer sehr und bin mir heute endlos dankbar, es gewagt zu haben. Ich habe neue Menschen kennengelernt. Es war schwierig, zuweilen sehr schwer und bitter. Das Komischsein, die Distanz… Meine stetigen Begleiter.
Dann traf ich meinen Ex-Mann. Von da an war ich nicht mehr allein. Fühlte mich sicher. Wir gingen nach Wien. Bekamen die Kinder. Rund um die Uhr alles andere als allein. Physisch. Aber in mir drin war ich zu der Zeit dann wohl alleiner, als je zuvor. Keine Selbstbestimmung mehr. Keine Freiheit. Keine Ausbrüche in eine neue Welt. Das war meine Welt. Und ich fühlte mich komischer als je zuvor. Wie ein Alien auf dem Planet Eltern gelandet.
Erst nach der Trennung lernte ich, dass ich trotzdem, trotz der Trennung, trotz des gescheiterten Traumes wertvoll und genau richtig bin. Dass alles an mir stimmt und wahr ist. Dass ich genauso komisch bin wie alle anderen Menschen auch. Denn das sind wir. Jede und jeder auf seine Art. Und ehrlich, wer will schon normal sein? Na gut. Ich manchmal, ein bisschen. Aber ich glaube, dass die Fähigkeit allein zu sein enorm wichtig ist. Alles andere macht uns abhängig von den Menschen um uns herum, von denen, die in unser Leben treten.
Ich habe viele neue Freundinnen gefunden. Genau, Freundinnen. Noch immer “nur” Frauen. Und ich bin dankbar für jede einzelne von ihnen. So so sehr. Dennoch kann ich heute richtig gut allein sein. Ich habe so viele schöne Dinge, die ich gern tue und auch richtig gut allein tun kann. Ich koche mir das beste Essen und habe Freude daran. Ich genieße es diagonal in meinem Bett zu liegen. Oder allein ins Freibad zu fahren, weil mich die Idee gerade packt und ich Lust darauf habe.
Es ist schön, so wie es ist. Aber ich freue mich auch sehr darauf, wenn da einmal wieder jemand ist. Eine Schulter zum dran abstützen. Ein Arm, der mich hält. Nähe. Liebe. Leidenschaft. Es ist so viel davon in mir. Und ich bin mehr und mehr wieder bereit davon zu geben. Dann, wenn mir jemand begegnet, der es wert ist. Denn das ist das Schöne an der Erkenntnis so komisch wie alle anderen zu sein. Ich muss nicht mehr darauf warten, dass mich jemand will. Ich habe die Wahl.
Bis dahin genieße ich das Alleinsein. Ausgiebig. Und träume zauberhaft.