Tag 27 – Montag :: Mein Schatten

In den letzten Wochen und Monaten habe ich mich immer wieder gefragt, warum mich manche Menschen so sehr triggern, mich wütend machen oder mich dazu bringen, dass ich mich innerlich über sie aufrege. Besonders eine Person hat das immer wieder geschafft, lustigerweise weiss sie davon überhaupt nichts.

Gestern bin ich in der Meditation mal weiter in das Gefühl reingegangen und habe mich gefragt, was es ist, was mich so aufregt. Was genau tut diese Person (oder tut sie nicht), was mich so irre aufregt. Was steckt dahinter? Ich hab immer weiter nachgebohrt, bis ich es hatte. Und dann hab ich das Ding, das Verhalten oder das Muster angeschaut und nur laut gestöhnt. Es ist etwas, wofür ich mich derzeit selbst unglaublich in den Hintern treten könnte, etwas, was immer wieder dazu führt, dass ich mich selbst malträtiere und mir manchmal die Haare vom Kopf reißen könnte.

Es war also ganz klar mein eigener Schatten, der in jedem Verhalten dieser Person gespiegelt wurde. Und damit aufgeweckt und aufgeregt.

Das war eine spannende Erkenntnis. Diese Schattenarbeit ist überhaupt unglaublich spannend, wennglich sie sehr frustrierend sein kann. Denn Sie führt – wie in meinem Beispiel gerade – oft dazu, dass wir feststellen, dass das Problem direkt aus uns selbst kommt. Aber es ist auch erleichternd. Denn niemand kann uns einfach so ohne unser Zutun so aufregen und aufwühlen, kann uns so wüten lassen. Es sind immer wir selbst, die dafür verantwortlich sind. Ich finde das deshalb erleichternd, weil ich somit ja auch lernen kann, dass ich nicht nur die negativen Emotionen selbst in mir hervorrufe, sondern auch die schönen nur selbst hervorrufen kann. Ich brauche niemanden von außen, damit es mir gut geht, ich glücklich bin. Alles steckt in mir.

Das mit der Schattenarbeit könnt Ihr gern mal selbst ausprobieren. Nehmt vielleicht nicht gleich die Person, die Euch am meisten aufregt. Fangt klein an bei einem Menschen, der Euch nicht allzu nahe steht, aber der es dennoch immer wieder schafft, Eure Knöpfe zu drücken. Das kann auch auf Social Media sein, da folgen wir ja manchmal Fremden, die uns doch gehörig aufregen können. Dabei kennen wir die überhaupt nicht. Und dann schau mal genauer hin: Was ist es, was die Person in Euch so aufregt. Was ist es, was Euch zum Kochen bringt oder so sehr verärgert? Und dann könnt Ihr überlegen: Was wäre, wenn du so wärst. Wenn du das tun würdest? Unsere Schatten sind oft etwas, wo wir sehen: Ooops, ich mache das eigentlich auch und ich mag diesen Teil an mir überhaupt nicht. (wie in meinem Beispiel). Oder es ist etwas, was diese Person macht, wovon ich gern mehr hätte.

Ich habe eine Bekannte, an der macht es mich immer wieder wahnsinnig, wie pingelig und penibel sie ist. Wie genau sie alles durchdenkt und recherchiert, bevor sie handelt. Und ich hab mich dann in einer solcher Übung gefragt: What is it? Warum regt mich das so auf? Fakt ist: Ich bin überhaupt nicht so. Aber manchmal wünschte ich, ich wäre ein bisschen genauer in allem, hätte mehr Ordnung und Struktur, würde mir mehr Zeit nehmen zu überlegen, anstatt immer so impulsiv zu handeln. Und das kann dann dazu führen, dass wir Dinge über uns erfahren, die hilfreich sein können. Und ich kann Euch aus meinen Erfahrungen sagen: Ich bin danach viel milder und ruhiger mit diesen Menschen, die mich vorher auf die Palme gebracht haben.

Sollten jedoch ganz alte Muster da auftauchen, Dinge, die Eure Kindheit betreffen, Eure Eltern ins Spiel holen oder ähnliches, ist das Ganze auch mit Vorsicht zu genießen, denn hier kann es sehr schnell Wunden aufreißen, für die wir nicht immer gewappnet sind. Nur so als kleines Warndreieck am Straßenrand.

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