Vor 3 Monaten, einer Woche und 5 Tagen habe ich zum letzten Mal Alkohol getrunken. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich meinem Körper dankbar wäre, würde er mir eine gewisse Dankbarkeit zeigen. In Form von Energie. Leistungsfähigkeit oder auch einfach nur dem Gefühl von “gesund und munter”.
Stattdessen spüre ich seit dem Sommer wieder eine Energielosigkeit, die mich zuweilen frustriert, verzweifeln lässt oder auch mal gehörig ankotzt. Denn ich habe das Gefühl wirklich viel zu tun für mich. Ich ernähre mich wirklich relativ gesund. Nein, nicht komplett zuckerfrei oder kohlenhydratefrei oder vegan oder was auch immer für manchen als gesund gilt. Aber ich achte auf meine Ernährung, esse warmes Frühstück morgens, viel weniger Brot und Teigwaren, sehr viel Gemüse, jetzt im Herbst Suppen und Eintöpfe. Dennoch fühle ich mich müde, erschöpft und antriebslos. Was sich auch in meiner Stimmung niederschlägt. Zum letzten Mal habe ich mich im Juli so ganz rund und bei mir gefühlt. Zufrieden irgendwie.
Ich erkenne dabei immer wieder, wie immer und immer wieder dieselben Gedanken durch meinen Kopf ziehen, wie ich mit mir selbst hadere und dann vollkommen frustriert in den sozialen Medien versacke. Oder in Netflix versinke, Serien mich auffressen lassen, meinen Tag an mir vorbeiziehen lassen wie eine düstere Wolke. Ich schlafe schlechter als sonst und alles fühlt sich an wie ein Kreislauf, in dem ich gefangen bin wie ein Hamster in seinem Rad. Wobei der es ja auch schafft, da wieder auszusteigen.
Und das will ich jetzt auch.
Vor einer Woche habe ich ein Seminar besucht in dem “Die vier edlen Wahrheiten” dargestellt und erklärt wurden. Also sozusagen die erste Unterweisung Buddhas. Ich war wie so oft vollkommen gefangen und fasziniert. Sehe wieder viel klarer meine Anhaftungen und möchte so gern zurück in die Stille und endlich diese Leere und gleichzeitige Klarheit eines buddhistischen Mönches finden. Nein, einfache und realistische Ziele waren scheinbar noch nie mein Ding. Denn ich weiß, dass das sehr hochgegriffen ist. Aber da, wo ich bin, kann ich nicht bleiben.
Im Alltag rudere ich dann umher und frage mich: Wie kann ich auf den Weg kommen? Wie kann ich da hinfinden, wenigstens annähernd?
Gestern habe ich lange überlegt. Ich habe so viele Werkzeuge. Mein Problem ist oft die Anwendung. Ich fange vieles an und nach wenigen Tagen ist die Euphorie dahin, wenn ich nicht sofortige Wirkungen sehe, lasse ich nach, lasse ab und wende mich am Ende komplett ab. So kann natürlich keine nachhaltige Veränderung einsetzen. All das kann mit meinem möglichen AD(H)S zu tun haben. Das ist derzeit in Abklärung aber ich will jetzt nicht mehr warten, denn selbst wenn der Verdacht bestätigt wird, brauche ich Verhaltensänderungen, die mir helfen, damit ich auf die Beine komme. Warum also nicht jetzt schon anfangen?
Und so will ich es versuchen. 30 Tage lang.
In diesen 30 Tagen will ich:
- jeden Tag meditieren
- jeden Tag 2 Liter Wasser trinken
- jeden tag eine Mahlzeit achtsam essen
- komplette Abstinenz von den sozialen Medien wie FB, Twitter und Instagram
- jeden Tag eine Selbsthypnose ausführen (dazu später mehr)
- jeden Tag lesen. Egal ob Sachbuch oder Roman.
- Traumtagebuch führen.
- Dankbarkeit vor dem Einschlafen praktizieren. Auf meine Art.
- jeden Tag meine Gedanken aufschreiben. Hier.
Das klingt mal nicht nach sehr viel. Aber für mich ist es viel. Denn ich meditiere. Immer mal wieder. Ich wende die Selbsthypnose an. Immer mal wieder. Ich trinke manchmal genug. Manchmal auch nicht. Ich esse nie irgendetwas achtsam, obwohl ich es mir immer wieder vornehme. Ich schreibe nie was auf. Obwohl ich so viel denke.
Ich habe eine App gefunden, mit der ich all das gut tracken kann. Und jetzt habe ich das hier reingeschrieben, damit ich auch hier die Verpflichtung und das commitment habe, das auch wirklich durchzuziehen. Dreißig Tage. 30. In diesen 30 Tagen habe ich auch die ADHS Abklärung bei einem Psychiater, auf die ich gespannt bin. Und ich habe 4 Tage Schweigeretreat, das heißt während dieser Tage werde ich hier NICHT schreiben, aber danach meine Erfahrungen schildern.
Ich bin gespannt. Aber ich weiß, dass nur ich etwas ändern kann. Und ich will. Mehr denn je. Auf geht’s!