Ändern tut sich nix, oder?

Schon über einen Monat her, dass ich mir vorgenommen habe etwas zu ändern. was genau das war, konnte ich nicht so genau sagen. Aber ich wollte Veränderung. Brauchte Veränderung. Ich war mal wieder an dem Punkt, an dem ich einfach nur noch unzufrieden und frustriert durch den Tag schlurfte. Drei Tage lang habe ich versucht den Progress zu verbloggen, aber das wurde mir bald zu viel. Und dann kam das Retreat dazwischen. Stilleretreat. Schweigen. Kein Buch. Kein Internet. Kein Handy. Kein Stift. Kein Papier. Nur meine Gedanken und ich. Vorzugsweise sogar ohne Gedanken, aber das funktionierte nur bedingt bis gar nicht.

Das Retreat war anstrengend. Vieles taucht ein mir auf. Alte Bekannte. Aber auch ganz neue Erscheinungen, die mir nicht bewusst waren und mir ein wenig den Boden unter den Füßen wegzuziehen versuchten. Den hölzernen, an jeder Stelle knarzenden Dielenboden des buddhistischen Zentrums in Scheibbs. Es war so wunderschön dort. Äußerlich. Es ging mir so richtig schlecht dort. Innerlich. Was für eine Reise. Ich war froh, als ich abreisen konnte. Aber am nächsten Tag spürte ich erst die wahren Nachwirkungen. Da war diese Stille in mir. Diese ganz eigene Ruhe. Ein stiller See. Ganz klar und weich. Und alles was ich sah um mich herum, fand ich wunderschön. So schön, dass ich noch am selben Tag das nächste Retreat buchte. Allerdings erst für nächstes Frühjahr, aber die Vorfreude ist jetzt schon groß.

Und seitdem ist irgendetwas anders in mir. Meine Meditationen sind so viel stiller geworden. Und wichtiger. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht meditiere. Ich liebe es in die Stille zu kommen. Und wenn es mir nicht gelingt, so wie heute morgen nach einer schlechten Nacht, dann bin ich sanft zu mir und weiß, dass es mir wieder gelingen wird. Bald.

Und was hat sich nun in mir geändert?

Ich weiß es nicht. Im ersten Moment würde ich sagen: Nix. Es ist ja alles wie vorher. Ich habe meinen Alltag, den ich zu bewältigen versuche. Was mir mehr oder weniger gelingt. Nein, in Wahrheit gelingt es mir sogar sehr gut. Ich habe drei Kinder, die alle so bezaubernd sind und mit denen ich es wirklich sehr sehr fein habe. Es geht uns gut, wir haben alles, was wir brauchen und das kann ich auch sehen. Das ist neu. Und fühlt sich gut an.

Ich genieße mein Leben mit mir selbst wieder mehr. Zwischendurch dachte ich, dass ich langsam wieder einen Mann “brauche”. Und ja, ein Thema, das aufkam während des Retreats war auch die Einsamkeit, die ich manchmal empfinde. Gleichzeitig weiß ich, dass ich richtig gut allein sein kann und das auch genieße. Ich brauche diesen Rückzug vom Leben. Mit drei Kindern bleibt wenig Bedürfnis nach einer anderen Person in meiner Nähe. Das ist einfach so und die letzten Jahre habe ich das oft ignoriert. Ja, ich wünsche mir einen Partner und eine starke Schulter, aber bis dahin will ich in mir drin noch ein wenig aufräumen. Denn auch meinen vergangenen Beziehungen waren viel Thema in mir drin in letzter Zeit. Da gab es eine Reise zurück bis zur ersten großen Liebe und damit verbunden Gefühle, die ich längst nicht mehr erlebt habe. Dahin möchte ich zurück. Also zurück zu den Gefühlen aber diese will ich in der Zukunft spüren. Dafür brauche ich aber noch ein bisschen Zeit mit mir.

Und Liebe. Selbstliebe. Viel mehr Selbstliebe. Da ist noch längst nicht der tiefe Grund in mir drin erreicht. Bisher liebe ich mich vor allem dann, wenn ich in meinen Augen “genug mache” und “genug leiste”. Wenn ich mich “schön genug” finde und lustig genug bin. Es wird Zeit, dass ich mich auch dann liebe, wenn ich mal nicht lustig bin, nix tue und aussehe, als hätte mich der letzte Husten gerade ausgespuckt.

Also ist irgendwie alles in mir drin im Wandel. Es verändert sich so viel. Und auch wenn ich das nicht so merke als krachende Bombe, die mich plötzlich zu einem Wunderwesen macht. Kann sie ja auch nicht, denn ich bin ja ein Wunderwesen. So wie ich bin. Ohne etwas sein zu müssen. Werden zu müssen. Ich bin einfach. Still. Und hier. Einfach hier. Schön ist es da.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Angelika

    Danke für die Gänsehaut.

  2. Stephanie

    Einfach nur danke… Manchmal fühlt es sich an, als würdest du meine Gedanken niederschreiben…. Das tut so gut…

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